Amazon sperrt Kundenkonto nach zu vielen Retouren
Das Wichtigste in Kürze
- Amazon sperrt Kundenkonto und gibt zu viele Retouren als Grund an.
- Wenden Sie sich an den Kundenservice.
- Digitale Inhalte müssen nach wie vor zugänglich sein.
Seit Mark aufs Land gezogen ist, kauft er viele Produkte bei Amazon. Was ihm nicht gefällt, geht als Retoure zurück. Nicht immer ist Mark von der Qualität der Ware überzeugt. Eines Morgens ist sein Zugang gesperrt. Begründung: Er habe zu viele Waren zurückgeschickt. Darf Amazon das?
Im Online-Handel wie im stationären Handel gilt die Vertragsfreiheit. Der Online-Riese darf bestimmen, mit welchen Kunden er einen Vertrag eingeht. Ebenso kann Amazon entscheiden, jemandem keinen Zugang zum Marktplatz zu gewähren.
Amazon Kontensperrung: Kein Grund erforderlich
Es braucht in der Regel keinen Grund, um Kundenkonten zu sperren. In den AGB behält Amazon sich vor, hiervon in ‚berechtigten Fällen‘ Gebrauch zu machen.
Mark hat häufig Waren zurückgeschickt – für Amazon offenbar zu viele. An dieser Stelle kollidiert der Verbraucherschutz mit der Vertragsfreiheit: Laut 14-tägigem Widerrufsrecht ist die Anzahl an Retouren nicht begrenzt.
Was Kunden wissen müssen: Amazon ermöglicht die Rücksendung über die 14 Tage hinaus, verlängert damit die gesetzliche Widerrufsfrist auf 30 Tage. Dadurch legt Amazon fest, welche Folgen „zu viele“ Rücksendungen innerhalb dieses Zeitraums für Verbraucher haben.
Das bedeutet: Amazon bestimmt, welche Kunden es ausschließt und damit auch welche Kunden-Accounts es sperrt. Wir sind der Ansicht, dass Rücksendungen innerhalb der 14tägigen Widerrufsfrist möglich sein müssen und keine Sperrung erfolgen darf.
Unser Rat
Kontaktieren Sie den Kundenservice. Bitten Sie darum, die Sperre wieder aufzuheben. Alternativ könne Sie sich mit einer anderen E-Mailadresse ein neues Kundenkonto zulegen. Kann Amazon dies dem alten Account zuordnen, ist eine erneute Sperrung möglich.
Was die gesetzliche Gewährleistung betrifft: Rechnungen für bereits erworbene Produkte müssen Sie auf Nachfrage auch ohne Kundenkonto erhalten.
Sperren digitaler Inhalte ist verboten
Mark und seine Familie kauften auch Musik, E-Books und Filme über Amazon. Durch die Kontensperrung kann die Familie hierauf nicht zugreifen. So weit darf die Beschränkung allerdings nicht gehen.
Das Oberlandesgericht Köln hat geurteilt, dass Amazon den Zugriff auf bereits gekaufte digitale Inhalte weiter ermöglichen muss. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ein Musterbrief der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hilft Ihnen, Ihre Ansprüche im Zweifel durchzusetzen. Bleiben Sie dran.
Was mit Guthaben oder Prime-Kosten geschieht
Für Guthaben gilt: Dieses muss Ihnen ausgezahlt werden. Die Jahresgebühr für Prime oder Amazon Music muss der Händler Ihnen anteilig zurückerstatten.
