Haltungsform-Label: Eingeschränkte Auswahl im Fleischangebot
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mehrheit des Fleischangebots von Schwein und Rind stammt von Tieren, die nach den gesetzlichen Mindestanforderungen gehalten wurden - Haltungsform 1.
- In den Stufen 3 und 4 ist das Angebot sehr gering. Diese stehen für deutlich bessere Haltungsbedingungen.
- Der Anteil von Fleisch verschiedener Tierarten aus besseren Haltungsbedingungen muss deutlich erhöht werden.
Viele Verbraucher wünschen sich Produkte aus besserer Tierhaltung. Umso erstaunlicher: Das Angebot von Tieren aus besseren Haltungsbedingungen im Handel ist gering – so das ernüchternde Ergebnis eines bundesweiten Marktchecks der Verbraucherzentralen.
In einer nicht repräsentativen Stichprobe ermittelten 14 Verbraucherzentralen 1.631 Produkte mit Haltungskennzeichnung von Rind, Schwein und Geflügel mit folgendem Ergebnis:
Orientierung? Ja – Auswahl? Fehlanzeige
Mit der Haltungsform Stufe 1 waren überwiegend Schweinefleisch (64,3 %) und Rindfleisch (28,6 %) gekennzeichnet. Mit Stufe 2 wird fast das komplette Geflügelfleisch gekennzeichnet (97 Prozent).
Wer Fleisch mit Haltungsstufe 3 einkaufen will, sucht danach meist vergeblich. Das Angebot ist verschwindend gering (1,7 %). Rindfleisch wird in der Stufe 3 offenbar gar nicht angeboten. Damit haben Verbraucher nur sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten bei Fleisch aus deutlich verbesserter Tierhaltung.
Was besagt das „Haltungsform“-Label?
2018 haben mehrere Handelsketten nach und nach eigene, vierstufige Haltungslabel für Frischfleisch eingeführt. Seit April 2019 heißt dieses einheitlich „Haltungsform“.
Das Haltungslabel ist kein Tierwohl-Label. Es ordnet lediglich das bereits bestehende Fleischangebot in 4 Stufen ein - vom gesetzlichen Mindeststandard bis zum Bio-Standard. Es fehlen jedoch wichtige Tierwohlkriterien wie beispielsweise Gesundheitsparameter und schonende Behandlung der Tiere bei Transport und Schlachtung.
Etwa zwei Monate nach Einführung der neuen „Haltungsform“ liegen immer noch knapp ein Drittel der Produkte mit den alten Kennzeichnungsmodellen in den Regalen. Dies ist nicht transparent, sondern verwirrt beim Einkauf.
Schlussfolgerungen
Wir begrüßen das einheitliche „Haltungsform“-Label der Handelsunternehmen. Es schafft Orientierung für Verbraucher. Was allerdings fehlt, ist ein entsprechendes Fleischangebot in allen vier Haltungsstufen.
Die Verbraucherzentralen fordern
- Eine deutliche Erhöhung des Anteils von Fleischprodukten mit den Haltungsstufen 3 und 4. Alle Geschäfte müssen eine Auswahl von Fleisch verschiedener Tierarten und Angebotsformen aus besseren Haltungsbedingungen anbieten.
- Eine bessere Information der Händler über die Haltungsformen und die dahinterstehenden Kriterien.
- Eine Ausweitung der Kennzeichnung der Haltungsform auf Frischfleisch an der Bedientheke und Fleischerzeugnisse wie Wurstwaren.
- Die sofortige Einführung einer staatlichen Tierwohlkennzeichnung – verbindlich und europaweit einheitlich, anstatt freiwillig und national.
- Eine flächendeckende Verbesserung der Haltungsbedingungen in der Nutztierhaltung.
Marktcheck Vorgehen
Vom 17.05. bis 14.06.2019 erfassten 14 Verbraucherzentralen stichprobenartig 1.631 Produkte mit Haltungskennzeichnung bei Fleisch vom Schwein, Rind und Geflügel in den einzelnen Haltungsstufen. Der Marktcheck erfolgte bundesweit in 30 Geschäften: ALDI Nord (2x), ALDI SÜD (2x), EDEKA (5x), Kaufland (4x), Lidl (9x), Netto Marken-Discount (2x), Penny (2x) und REWE (2x).
